In der Leiste befindet sich ein Kanal, der durch Muskeln und Sehnen gebildet wird. Beim Mann verläuft dort der Samenstrang, bei der Frau das Gebärmutter Halteband.
Kommt es zu einer Erweiterung des Kanals durch die Schwächung des umliegenden Gewebes, können Baucheingeweide nach außen hervortreten. Es kommt zu einer Vorwölbung, die beim Mann bis in den Hodensack reichen kann. Dies kann durch Pressen, Husten oder Nießen ausgelöst oder verstärkt werden. Männer sind ca. 8x häufiger von einem Leistenbruch betroffen.
Zusätzlich gibt es noch Risikofaktoren: z.B. muss es eine genetische Veranlagung geben, da es in manchen Familien häufiger Brüche gibt. Aber auch Raucher neigen mehr dazu. Auch große körperliche Belastung im Beruf oder beim Sport kann zu dem Auftreten von Brüchen führen. Erhöhter Bauchinnendruck bei Asthma oder chronischer Bronchitis kann zu Brüchen führen wie auch Übergewicht.
Muss ein Leistenbruch operiert werden?
Bei jedem Leistenbruch besteht die Gefahr, dass sich im Leistenkanal Baucheingeweide einklemmen.
Dies ist ein absoluter Notfall. Der Patient muss umgehend operiert werden, damit z.B. eingeklemmten Darmschlingen nicht absterben.
Bei einem kleinen Bruch, der keine Beschwerden bereitet, kann zunächst abgewartet werden. Der Patient sollte aber in ärztlicher Kontrolle bleiben. Ein Leistenbruch verheilt nicht von allein. Er wird im Laufe der Zeit immer größer. Deshalb entscheiden sich die meisten Patienten zur endgültigen Behandlung durch eine Operation.
Wie wird ein Leistenbruch behandelt?
Die geschwächten Muskel- und Sehnenplatten im Leistenkanal werden durch die operativen Verfahren verstärkt. Es gibt unterschiedliche Verfahren, die möglichst individuell an den Patienten angepasst werden.
Folgende Faktoren werden berücksichtigt
Alter
Größe des Bruches und dessen anatomische Lage
berufliche oder sportliche Belastung
individuelle Festigkeit des Gewebes (genetische Veranlagung, Raucher, Übergewicht etc.)
Vorerkrankungen des Patienten
Deshalb gibt es grundsätzlich keine Standardverfahren für alle Patienten. Das Verfahren mit dem Sie versorgt werden, wird auf Sie persönlich angepasst. Besondere Verfahren gibt es für die Sportlerleiste, die wir Ihnen gerne in einem Gespräch näher erläutern.
Behandlung mit mit körpereigenem Material
Hier werden durch Nahtverfahren die Muskel- und Sehnenschichten verstärkt z.B. nach Shouldice, Minimal repair bei Sportlerleisten, nach Desarda. Verfahren mit körpereigenem Material können nur über einen Leistenschnitt, d.h. die offene Operationsmethode angewandt werden.
Behandlung mit Kunststoffnetzen
Hier werden die Muskel- und Sehnenschichten durch ein Kunststoffnetz verstärkt. Durch die Netzporen wird dem körpereigenen Narbengewebe eine Stützschicht verschafft, vergleichbar mit der Armierung einer Betondecke. Die Kunststoffnetze werden ständig technisch weiterentwickelt. Es gibt eine Vielzahl an Netzverfahren, teils mit resorbierbaren Anteilen. Verfahren mit Kunststoffnetzen können über einen Leistenschnitt, d.h. offen oder über endoskopische Methoden eingebracht werden. Offene Verfahren sind z.B. nach Rutkow bzw. Millikan, nach Gilbert, nach Liechtenstein, nach Pelissier uvm.
Endoskopische Verfahren sind TAPP (transabdominell, d.h. durch den Bauch) oder TEP (total extraperitoneal, d.h. außerhalb des Bauchraums). Bei beiden Verfahren werden großflächig Netze an der Rückseite der Bauchwand eingelegt, analog den offenen TIPP Verfahren. Beide Techniken werden vor allem empfohlen, wenn ein erneuter Leistenbruch aufgetreten ist und die offene Operation erschwert ist. Diese Techniken gelten als aufwendig und teuer und sind nicht frei von Risiken.